Schwanger mit einem todkranken Kind

Da ich Elias noch gestillt habe, kam mein Zyklus erst nach 16 Monaten wieder. Zwei Zyklen später war ich dann auch wieder schwanger. Was haben wir uns gefreut, dass es so schnell wieder geklappt hat, als ich Anfang Februar den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Der errechnete Termin war der 19.10.2018. Bis zum ersten Termin bei meiner Frauenärztin musste ich jedoch noch etwas warten, damit der Embryo auch im Ultraschall sichtbar ist. So war unser erster Termin am 20.2. Zwei Tage später wurde die Wohnung, die meinen Eltern gehört und in die wir einziehen wollten, zwangsgeräumt. Nachdem die Mieter vor zwei Jahren aufgehört hatten, die Miete zu bezahlen und auch nach einer ordentlichen Kündigung nicht auszogen, musste dieser Schritt leider sein. Meine Freude war riesig. Wir mussten lange warten, bis der Termin endlich stand und das Beste: ich war schwanger.

Voller Vorfreude fuhr ich am 20. mit Elias zusammen zur Gyn, um dann den ersten Dämpfer zu bekommen. Im Ultraschall war nichts zu sehen. Sie meinte, dass es möglicherweise eine frühe Fehlgeburt gab. Der Schwangerschaftstest bei ihr zeigte aber immer noch eine Schwangerschaft an, sodass sie Blut abnahm, um den HCG-Wert zu bestimmen. Das war echt hart. Die Befürchtung, dass ich vielleicht eine Eileiter-Schwangerschaft haben könnte, stand plötzlich im Raum. Mit meiner Klavierlehrerin hatte ich in den Monaten davor von Johannes Falk das Lied: „An der Klagemauer“ geübt. Ich mochte das Lied, wusste aber nicht wirklich, warum ich ausgerechnet dieses Lied lernen wollte. Nach dem 20. wusste ich es. Es tat mir gut, dieses Lied immer und immer wieder zu spielen. Am 22.stand dann die Räumung an. Sebastian fuhr mit meiner Mutter und meiner Schwester zur Wohnung. Ich ging mit Elias zur Krabbelgruppe. Noch bevor Sebastian uns abholen konnte, bekam ich von meiner Schwester eine Nachricht mit Bildern der Wohnung. Das war dann der zweite große Dämpfer. Uns war klar, dass die Wohnung in einem nicht besonders guten Zustand sein würde. Aber das Ausmaß der Verwüstung hatten wir nicht erahnen können. Da standen wir nun: mit einer unklaren Schwangerschaft und einer zerstörten Wohnung. Nachdem der Termin der Zwangsräumung feststand, hatten wir von unserem Sonderkündigungsrecht (aufgrund einer Mieterhöhung) gebrauch gemacht und für zwei Monate später gekündigt. Die Mieter hatten nicht nur alles in der Wohnung zurück gelassen (inklusive etlicher Müllbeutel), sondern durch das jahrelange Rauchen und die Zerstörungen der mittlerweile erwachsenen Kinder mussten wir alles entfernen: Heizungen, Türen, Böden, Tapeten (wo welche waren). Das war ein ganz schöner Schlag. Am nächsten Tag hatte ich dann auch leichte Blutungen und Schmerzen im Unterleib, sodass ich zur Vertretung meiner Gyn fuhr. Dort sah man endlich etwas. Die Schwangerschaft war normal angelegt. Was für eine Erleichterung. Diese Nachricht kam nach der Übernahme der Wohnung genau richtig.

Die Entrümpelung

Die nächsten zwei Monate arbeitete Sebastian in Vollzeit an der Wohnung. Anders hätten wir es auch nicht geschafft. Nach seinem ersten Arbeitstag war das Ergebnis allerdings ziemlich ernüchternd. Er hatte gehofft, dass er unser jetziges Schlafzimmer, was am wenigsten zugemüllt und verwüstet war, leer bekommen könnte. Diese Vorstellung war ziemlich utopisch. Irgendwann fuhr ich mit Elias zur Schule. Ich glaube, ich hatte eine Besprechung mit dem Kollegen, der die Kooperation mit der JVA Herford nach meinem Weggang weiter führte. Ich ging dann auch in den Lehrerarbeitsbereich, wo ich mich mit einem Kollegen unterhielt und ihm erzählte, wie zugemüllt unsere Wohnung ist. Das hörte zufällig Florian, der im weiteren Verlauf echt eine Gebetserhörung wurde. Spontan bot er uns an, uns beim Entrümpeln zu helfen. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass Flos Vater eine Entrümpelungsfirma hatte, wo Flo immer wieder mal geholfen hatte. Der erste Tag mit ihm war auch ein echter Erfolg. Sebastian und er schafften es, den kompletten Keller leer zu räumen, die Sachen in Kisten zu verstauen und ordentlich zu stapeln, sodass Platz frei wurde. Der Plan war, die ganzen Habseligkeiten unserer Vormieter sortiert in Kisten in den Keller zu schaffen, um die Wohnung renovieren zu können. Leider schreibt das Gesetz in Deutschland vor, dass man die Sachen der Vormieter nach einer Zwangsräumung einen Monat lang aufbewahren muss.

Wie überfordert Sebastian mit der Wohnung am ersten Tag war, konnte ich am eigenen Leib spüren, als ich an einem Donnerstag, an dem Sebastian krank war, aber Florian Zeit hatte, zur Wohnung fuhr. Die Hilfe von Florian war einfach zu kostbar und unsere Zeit zu knapp, um einen Ausfall zu verkraften. Florian kam etwas später. So stand ich allein im kleinsten Zimmer vor einem Berg an Mülltüten und Zeug und war vollkommen überfordert. Wo sollte ich anfangen? Die halbe Stunde, bis er dann da war verlief sehr uneffektiv. Als er kam, instruierte er mich, was in welche Kisten rein gehört und fing an, in einem Wahnsinnstempo, das ganze Zeug zu sortieren. Gemeinsam arbeiteten wir am Schlafzimmer, bis es endlich leer war und nur der Wandschrank übrig war. Den leerte Florian dann alleine und ich machte mich beflügelt ans Arbeitszimmer und hatte am Ende des Tages auch einen ordentlichen Fortschritt gemacht. Ich glaube, dass meine Ekelgrenze relativ hoch ist. Aber nach diesem Tag war mein alles dominierender Gedanke: „Ich kann hier nicht wohnen.“ Es stank nach Zigarettenrauch und mich durch den Müll fremder Menschen buchstäblich durchwühlen zu müssen, war mir dann doch etwas zu viel. Ich merkte an dem Tag aber auch, dass ich mit meiner Schwangerschaft keine große Hilfe bin. Das einzige, das ich tun konnte, war, Hilfe zu organisieren. So kontaktete ich gefühlt mein ganzes soziales Umfeld, um noch mehr Helfer zusammen zu trommeln, die mit uns an dieser Wohnung arbeiten. So hatten wir am 10.3. den ersten Großeinsatz. Knapp 15 Leute kamen über den Tag verteilt, die mit uns das Zeug und den Müll aus der Wohnung entfernten. Ich selbst kam nachmittags, um Sebastian abzulösen, der immer noch nicht ganz gesund war. Der Anblick von all den tollen Menschen, war echt überwältigend und so saßen wir abends, nachdem Elias im Bett war, auf der Couch und waren echt überwältigt davon, wie toll uns Gott an dem Tag versorgt hat.

Die Entsorgung

Zwei Wochen später, am 24.3., war es dann endlich soweit, dass wir die Habseligkeiten unserer Vormieter endlich entsorgen konnten. Dieses mal hatten wir nicht ganz so viele Helfer, aber dafür genau die Fahrzeuge, die wir brauchten. Von der Schule bekamen wir einen großen Anhänger ausgeliehen, die Mutter eines Freundes lieh uns ihren Transporter mit Anhängerkupplung und eine Freundin und ihr Mann kamen mit ihrem Kombi und ihrem Anhänger.

Kleines Interlude (es tut mir leid, ich muss meinen Frust mit unseren Vormietern an dieser Stelle einfach etwas Raum machen. Überlest den folgenden Abschnitt einfach, wenn euch das nicht interessiert) Obwohl die Frist verstrichen war, boten wir unseren Vormietern an, an dem Tag noch mal vorbei zu kommen, um die Schlafcouch der Mutter zu holen. Sie schien daran zu hängen. Während wir im Auto saßen, rief sie mich auch an und sagte, dass sie kommen würde. Das erstaunte mich, da sie wie erwartet in dem Monat nur einmal kurz vorm Ende von Sebastians Arbeitszeit vorbei kamen, um ein paar wertvollere Sachen mitzunehmen. Die Couch war sehr wuchtig und stand immer noch in der Wohnung, da der Keller von dem Zeug schon voll war. Als ich sah, wie ihre Tochter und ihr Sohn hoch gingen und sie im unten stehen blieb, fragte ich sie, wie ihre Kinder denn die Couch alleine transportieren wollten? Da fuhr sie mich an, dass sie keinen Platz hätte, um die Couch unterzustellen und der Vorschlag meines Mannes nicht realistisch gewesen sei. Einige Tage vorher hatte Sebastian recherchiert und fand einen Lagerplatz, in dem sie die Couch hätte zwischenlagern können. Die Kosten hätten sich auf knapp 40€ für einen Monat belaufen. Er schrieb dazu eine nette Mail, mit den Kontaktdaten der Firma, die ich der Vormieterin über What’s app schickte. Kurze Zeit später rief die Tochter an und meinte erbost, dass das ja viel zu teuer sei. Da oben fast nichts mehr war, gingen die drei in den Keller und fingen an, die Kisten zu durchwühlen. Ich sah mir das eine Zeit lang an und war dann aber so frustriert, weil sie die Arbeit unserer Helfer schwieriger machten, dass ich runter ging und ihnen sagte, dass sie noch zehn Minuten Zeit hätten und danach bitte gehen sollten. Nach zehn Minuten gingen sie aber nicht, auch nicht, als ich sie höflich bat zu gehen. Auf meine Drohung, dass ich sonst die Polizei hole, kam ein zickiges: „Dann holen Sie die Polizei doch.“ der Tochter. Es dauerte allerdings etwas länger, bis die Polizei dann endlich kam. Irgendwann war alles verstaut und beim Wertstoffhof entsorgt. Es war ein ziemlich befreiendes Gefühl, den Großteil des Zeuges endlich los zu sein. Das gab auch den Startschuss für den Aufbau der Wohnung.

Wir hatten noch ziemlich genau einen Monat Zeit. Das Problem war, dass ja nicht nur die neue Wohnung fertig gemacht, sondern auch die Sachen in der alten Wohnung zusammen gepackt werden mussten. Das war mein Part. In der Frühschwangerschaft mit Hanna war mir allerdings deutlich übler, als das in der Schwangerschaft mit Elias der Fall war. Eine gute Freundin unkte zu der Zeit schon, dass wir bestimmt ein Mädchen bekommen würden. Genau das hatte ich mir auch gewünscht. Ungefähr um die zwölfte Woche bemerkte ich auch die ersten Bewegungen von meinem kleinen Mädchen. Das war so wunderschön, so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. Leider hielt die Phase nicht sehr lang. Mit dem weiteren Wachsen der Gebärmutter war Hanna leider nicht mehr spürbar in den nächsten Monaten.

Vor der Schwangerschaft bekam Elias von einer der AWO Seniorinnen, mit denen wir noch regelmäßig donnerstags spazieren gingen, ein Buch mit Liedern und Fingerspielen geschenkt. Er entdeckte, dass wenn er auf eine Seite zeigt, Mama oder Papa etwas singen oder vorlesen. Besonders das Singen hat ihn begeistert. Ich hatte den Eindruck, dass das für ihn wie ein lebendiger MP3-Player war – drauf drücken und Musik kommt. Da er so begeistert war, kaufte ich ein großes Liederbuch mit 100 Kinderliedern, das ich in der Krabbelgruppe der Philippusgemeinde kennen gelernt hatte. In der Frühschwangerschaft entdeckte Elias das Buch für sich. Ich weiß nicht, wie oft und wie lange wir mit der Gitarre auf dem Boden saßen und dieses Liederbuch rauf und runter sangen. Das Problem war nur, dass mir von den Liedern unglaublich schlecht wurde :D. Aber ich habe tapfer durchgehalten, mit dem Ergebnis, dass Elias jetzt unglaublich viel singt. Das entschädigt mich für all die üblen Momente mit den Kinderliedern. Die Lieder aus dem Liederbuch gehen auch mittlerweile wieder gut, eine der CDs, die er auch so gerne gehört hat, kann ich bis heute nicht anhören, ohne ein flaues Gefühl im Magen zu bekommen. Die Hormone…

Die immer noch unruhigen Nächte mit Elias, verbunden mit den körperlichen Anstrengungen der Schwangerschaft machten mich so unglaublich müde, dass ich es mir eigentlich nicht erlauben konnte, nicht mit Elias zusammen ins Bett zu gehen. Nur packen mit einem wachen Kleinkind? Das ging auch nicht so wirklich. So hatte ich nach einem Monat genau zwei Umzugskisten gepackt bekommen. Die Panik, die damit einher ging, wurde von meiner Freude über die Schwangerschaft aber ganz gut im Zaum gehalten. Als dann im Ultraschall am 9.3. zu sehen war, dass Hannas Herz schlug, waren die Sorgen über den holprigen Start beseitigt. So versuchte ich zeitgleich für Elias da zu sein, zu packen, Handwerker zu organisieren und eine Hebamme musste ja auch noch gefunden werden. Das war irgendwie schwieriger als erwartet. Mit Elias waren wir im Geburtshaus. Leider konnte ich da nicht entbinden, weil ich zu wenig Fruchtwasser hatte und die das Risiko ungern eingehen wollten. Auch hatte sich meine Plazenta nach der Geburt von Elias nicht gelöst und musste manuell entfernt werden. Meine Gyn meinte, dass das sehr wahrscheinlich bei den nächsten Entbindungen ebenfalls passieren würde. Daher hatte ich doch etwas Bedenken, zum Geburtshaus zu gehen. Mit einem Kleinkind fand ich die Vorstellung, dass die Hebamme zu mir kommt und nicht ich ins Geburtshaus fahren muss, auch ehrlich gesagt sehr verlockend. So hatte ich am 6.April einen Termin mit einer Hebamme in Oerlinghausen, die mich auch betreuen wollte. Da das mit dem Geburtshaus mich aber nicht ganz los ließ, unterzeichnete ich den Vertrag an dem Tag nicht sofort, sondern wollte mich dann melden. Mitte April bekamen wir dann zum Glück Unterstützung. Doro, eine Mitkandidatin von Wycliff, kam für ein paar Tage aus Gummersbach, um sich um Elias zu kümmern, damit ich endlich mal packen konnte. Das hat auch super geklappt. Elias mochte Doro von Anfang an und blieb dann auch gerne bei ihr, sodass ich wirklich mal Zeit hatte zum Packen. Er war sonst seit Beginn der Schwangerschaft mit Hanna sehr anhänglich. Er merkte wohl, dass sich etwas verändert. Von daher war diese Entlastung echt wunderbar. Als sie dann weg war, kamen meine Schwiegermutter und ihr Mann aus Nürnberg. Ihr Mann half beim Streichen und sie half mir mit Elias. Sie blieben bis zum 21.4. An dem Tag kam mein Schwager Gabriel aus Oberndorf, um Sebastian beim Boden verlegen zu helfen. Die beiden Männer hatten genau drei Tage Zeit zum Verlegen. Am Sonntag, den 22.4. predigte Daniel, unser Pastor damals, über die Stelle, an der Abraham seinen Sohn Isaak opfern soll. Mich hat das irgendwie sehr berührt und ich hab geheult bei dem Gedanken, ein Kind zu verlieren. Seiner Frau Kirsten erzählte ich, dass ich am nächsten Tag einen Kontrolltermin hatte. Sie wusste, dass der Ultraschall vor zwei Wochen Fragen aufgeworfen hatte und bot mir an, mich zu begleiten. Ich freute mich über das Angebot, lehnte aber dennoch ab. Ich wollte mich ihr nicht aufbürden und ich ging wirklich fest davon aus, dass alles gut sein würde – oder zumindest nicht schlimmer. Im besten Fall hatte sich diese Unregelmäßigkeit ausgewachsen, im schlimmsten Fall ist alles gleich geblieben und wir würden mit einem behinderten Kind leben müssen. Der Gedanke an eine Behinderung hat mir zwar schon etwas Sorgen bereitet, aber ich war mir recht sicher, dass wir das bewältigen könnten.

Die Diagnose

So kam der nächste Tag, der 23.4. und ich fuhr mit Elias zu meiner Gyn. Ich legte mich auf die Liege, setzte Elias neben mich und sie fing an zu schallen. Sobald ich das Bild sah, wusste ich, dass es hier um mehr als nur eine Behinderung geht. Der Kopf war nierenförmig. Da, wo sonst eine Stirn war, ging der Kopf nach hinten weg. In mir tobte ein Sturm. Ich wusste, dass mein Kind nicht überleben wird. Meine Gyn warf den Begriff Anenzephalie in den Raum. Ich fragte sie, ob das bedeutet, dass das Kind vor der Geburt sterben wird. Sie meinte, dass es sein kann, dass es lebendig zur Welt kommt, dann aber innerhalb kurzer Zeit sterben wird. Sie griff meine Hand, während mir die Tränen über das Gesicht liefen. Ich versuchte die Fassung zu behalten. Elias war ja auch noch da und ich musste uns beide irgendwie nach Hause bekommen. Sie fragte mich vorsichtig, wie ich in diesem Fall zu einer Abtreibung stehen würde. Ich sagte entschieden, dass eine Abtreibung für uns nicht in Frage käme. Da meinte sie, dass sie das Kind auch nicht abtreiben lassen würde. Wie dankbar ich für diese Worte war. Sie erklärte mir das weitere Prozedere, dass dieser Verdacht durch die Feindiagnostik bestätigt werden müsse und machte einen Termin für mich. Eigentlich wollte sie direkt für den gleichen Tag einen Termin machen, das wollte ich jedoch nicht, da ich ungern alleine dahin wollte und Sebastian den Tag wirklich dringend brauchte, um mit Gabriel an der Wohnung zu arbeiten. Sie meinte, sie rufe mich dann später an, um mir mitzuteilen, welchen Termin sie für mich bekommen hätte. So ging ich mit Elias zum Auto, setzte ihn rein und fuhr mit ihm nach Hause. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, heil nach Hause zu kommen. Eigentlich war das von mir auch unverantwortlich, aber in der Situation war ich überhaupt nicht mehr in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Im Auto sitzend versuchte ich, normal mit Elias zu reden. Dieses „nicht lebensfähig“ hämmerte allerdings die ganze Zeit mit voller Wucht in meinem Kopf. Die Tränen liefen.

Zu Hause angekommen packte ich Elias ins Bett, ging ins Wohnzimmer, setzte mich auf den Sessel und brach vollends zusammen. Ich heulte und schluchzte. Ich fühlte mich irgendwie abgesondert von der Welt und auch von meinem Körper. Nachdem der erste Sturm vorbei war, versuchte ich zu überlegen, welche Optionen ich jetzt hätte. Der Umzug stand in fünf Tagen an. Der Boden musste fertig sein, sonst hätten wir nicht einziehen können. Ich konnte Sebastian also nicht anrufen. So versuchte ich verzweifelt meine Mutter anzurufen, die allerdings nicht da war. Ich versuchte ihr Handy anzurufen, aber das war außer Betrieb. Ich wusste nicht, dass sie zu dem Zeitpunkt kein Handy mehr hatte. Der Vertrag war wohl kurz vorher ausgelaufen. Ich fühlte mich so allein. So verzweifelt. Wie ein Tier in der Falle. Und immer wieder dieses „nicht lebensfähig“. Es fühlte sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden und ich falle ins Bodenlose. Mir wurde hinterher oft gesagt: „Wenigstens wusstet ihr es schon vorher. So war der Schock nicht so groß.“ Stimmt, der Tod von Hanna im November kam nicht als Schock. Darauf waren wir vorbereitet. Aber der Schock kam an diesem Tag und er kam echt übermächtig. Der Unterschied zu einem plötzlichen Tod am Ende der Schwangerschaft war aber, dass ich die Option hatte, die Schwangerschaft zu beenden und mein Kind töten zu lassen. Und diese Option war in dieser Situation auch verdammt verlockend.

Ich hatte in der Schwangerschaft mit Elias im siebten Monat eine Symphysenlockerung bekommen. Gehen war damit extrem schmerzhaft. So bin ich zum Ende der Schwangerschaft mit ihm auch kaum gelaufen. So eine Lockerung setzt bei den Folgeschwangerschaften aber in der Regel früher ein und ist zudem noch ausgeprägter. Kann ich das? Ich habe doch auch eine Verantwortung Elias gegenüber, einem überaus vitalen Kleinkind, das gerade dabei ist, die Welt zu erkunden und zu erobern. Kann ich ihm noch gerecht werden? Was ist mit meinem Alter? Ich war gerade 38 geworden. Die Uhr tickt. Lieber abbrechen und schnell wieder schwanger werden? Und wie überstehe ich all die Strapazen einer Schwangerschaft mit dem Wissen, dass mein Kind sterben wird.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wann genau ich diese Schlagzeile gesehen habe – ob es vor oder nach der Diagnose war. Ich ging eines Tages zum Bahnhof in Brake, um jemanden abzuholen und sah in einem Ständer die Schlagzeile auf der Titelseite der Bildzeitung „Das wird ein Traumsommer“. Die Prognose, dass der Sommer sehr heiß werden würde, war schon da. Ich musste an diesen „Traumsommer“ denken und wie sehr dieser „Traumsommer“ zum „Albtraumsommer“ werden würde – egal, ob ich abbreche oder weitertrage.

Meine Mutter kam, kurz bevor Elias vom Mittagsschlaf wach wurde. Sie war ebenfall aufgelöst und wir heulten beide, als Elias wach wurde und ins Wohnzimmer kam. Er war sehr überfordert von diesem Anblick und saß ganz still und regungslos lange auf meinem Schoß. Das kannte ich von ihm sonst nicht. Ich erzählte ihr von der Diagnose und meinen Gedanken bezüglich eines Abbruchs. Sie nahm keine Stellung dazu ein, sondern hörte einfach zu und weinte mit. Das war das beste, was sie hätte machen können. Leider blieb sie nicht so lange, bis Sebastian nach Hause kam. Ich hatte Angst, alleine mit Elias und meinen Gedanken zu bleiben. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass sie einfach da bleibt und sich um Elias kümmert. Ich war dazu nicht in der Lage. Leider war ich nicht in der Lage, diesen Wunsch zu äußern. So fuhr sie gegen 16 Uhr weg. Im Laufe des Nachmittags rief auch meine Frauenärztin an und teilte mir mit, dass sie einen Termin für den übernächsten Tag zur Feindiagnostik gemacht hätte. Ich war vollkommen überfordert. Ich war unglaublich in Verzug, was das Packen anging, die Renovierungsarbeiten in der Wohnung waren last minute und an dem Tag ist meine Welt zusammen gebrochen. An Packen war nicht mehr zu denken. Aber genau das hätte ich eigentlich machen müssen. Irgendwann rief ich dann doch Sebastian an. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen und bat ihn, heute vielleicht etwas früher nach Hause zu kommen. Die letzten Tage waren die beiden meist erst nach 19 Uhr nach Hause gekommen. Er kam dann um 18 Uhr. Sobald er zur Tür herein kam, fiel ich ihm um den Hals und eröffnete ihm, dass unser Kind nicht lebensfähig ist. All die Fassung, die ich versuchte, in der Zwischenzeit zu halten, fiel wieder ab. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dabei hatte ich doch ein Kind zu versorgen und ein zweites im Bauch. Ich habe auch leider keine Erinnerung mehr daran, wie Elias sich verhalten hat oder ob er verängstigt wirkte. Sebastian war bestürzt, aber immer noch in der Lage, klar zu denken. Er tröstete mich und hörte mir zu, was die Frauenärztin sagte und auch meine Gedanken zur Abtreibung. Er sagte sehr entschieden, dass eine Abtreibung nicht in Frage kommt. Er fügte hinzu, dass wir das Kind loslassen können, wenn wir es austragen. Wenn wir das Kind abtreiben, meinte er, sei die Gefahr sehr groß, dass wir in dieser Zeit stecken bleiben. Im Rückbildungskurs für trauernde Mütter, der im Februar 2019 startete, erzählte ich unsere Geschichte und auch diesen Satz meines Mannes. Die Leiterin war sehr überrascht davon und fragte, wie Sebastian zu so einer reifen Aussage kam. Diese Frage hatte ich mir bis dahin nie gestellt. An dem Abend im Februar fragte ich ihn und er meinte, dass er sich vor unserer Ehe fiel mit dem Thema Abtreibung auseinandergesetzt hatte und auch verschiedene Berichte von Müttern gelesen und gesehen habe, die ein Kind haben abtreiben lassen. Bei denen war die Mutter in dieser Zeit und in ihren Schuldgefühlen gefangen geblieben. Ich glaube sicher, dass Gott ihn da schon auf seine Vaterschaft von Hanna und der Verantwortung ihr gegenüber vorbereitet hat.

In der Situation - kurz nach der Diagnose, mit all den widersprüchlichen und angsteinflößenden Gedanken - war meine Reaktion auf diese Aussage Sebastians aber ein: „Du musst das Kind ja auch nicht austragen und die Schmerzen der Schwangerschaft und der Geburt erleiden“. Gabriel kam, als wir noch am Abendbrottisch saßen. Sebastian erzählte ihm von der Diagnose. Er war ebenfalls völlig überfordert.

In der Nacht konnte ich kaum schlafen. Ständig kreisten sich meine Gedanken um mein Kind, das nicht lebensfähig sein würde. Seit dieser Nacht war ich extrem dankbar für unsere Entscheidung damals, mit Elias im Familienbett zu schlafen. Er lag zwischen uns und jedes Mal, wenn die Verzweiflung drohte, mich mit sich weg zu spülen, wurde er unruhig oder kuschelte sich an mich. So hielt ich mein lebendiges und (hoffentlich) gesundes Kind im Arm, während ich schon um das Kind in meinem Bauch trauerte. Der Schmerz wurde so erträglicher. In der Nacht wurde mir bewusst, dass ich möchte, dass mein Kind als mein Kind registriert wird – von den Behörden und von anderen Menschen. Damit stand auch für mich die Entscheidung fest, dass wir unser Kind nicht abtreiben lassen. Der Gedanke an die nächsten Monate erfüllte mich allerdings mit richtig viel Angst. Am nächsten Tag fuhr Sebastian wieder mit Gabriel zur Wohnung. Da sie gut voran gekommen sind, kamen sie zum Glück schon mittags heim. Gabriel nutzte den Rest der Zeit, um die Küche zu demontieren, die er damals bei unserem Einzug montiert hatte. Ich war so froh, nicht alleine mit Elias zu sein. Ich fühlte mich so überfordert. Eigentlich stand am Mittwoch der Termin bei der Feindiagnostikerin an, aber ich brauchte jede Minute zum Packen. Es war noch so unglaublich viel zu tun. So rief ich dort an und verschob den Termin auf den nächsten Mittwoch. Sebastian und ich packten an dem Tag. Meine Mutter kam und beschäftigte sich mit Elias.

Gabriel fuhr am nächsten Tag wieder nach Hause. Mimi, eine gute Freundin aus dem Jugendkreis, den ich damals leitete, kam an dem Tag mit ihrem Sohn, um auf Elias aufzupassen. Ich erzählte ihr, dass unser Kind mit Anenzephalie diagnostiert wurde. Sie kannte diese Diagnose aus ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin und war tief bestürzt. Es tat gut, nichts erklären zu müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob das noch an dem Tag war oder später, aber irgendwann rief Mimi mich an und erzählte mir, wie sehr unser Schicksal und unser Umgang damit sie berührt habe und dass sie gerne eine Geldsammlung für die Beerdigung von unserem Kind machen würde. Damit wir uns darüber keine Gedanken machen müssen. Ich war und bin ihr wirklich sehr dankbar dafür. Am Donnerstag kam Doro noch einmal, um auf Elias aufzupassen. Einen Tag später kam Sebastians Schwester Rebekka aus Nürnberg, um uns beim Packen zu helfen. Es tat einfach so gut, nicht alleine zu sein in dieser Situation. Ohne diese viele Hilfe hätten wir es auch niemals geschafft, rechtzeitig fertig zu werden. Auch da merkte ich, wie Gott uns versorgt. Viele Menschen boten uns ihre Hilfe an.

Der Umzug

Der Umzug stand nun wirklich kurz bevor und ich hatte Angst, am Samstag von den Umzugshelfern auf meine Schwangerschaft angesprochen zu werden und zu kollabieren an dem Tag. So schrieb ich allen Helfern, die von meiner Schwangerschaft wussten, von der Diagnose von Hanna verbunden mit der Bitte, mich am Samstag nicht darauf anzusprechen. Die Reaktionen auf diese Nachricht hin taten mir wirklich gut. Diese Erfahrung bereitete dann auch den Weg für unseren weiteren Umgang mit unserer Situation. Der Samstag kam und mit 20 Helfern, dem großen Anhänger der Schule, dem Transporter, den wir auch schon für die Entsorgung nutzen konnten und ganz vielen Privatautos schafften wir es, den Großteil unserer Sachen in unsere halbfertige Wohnung zu bringen. Der ganze Trubel half mir, mal eine kurze Pause von Hannas Diagnose zu haben. Nachdem meine stellvertretende Schulleiterin und meine Mutter zwei große Töpfe mit Suppe brachten und alle im Wohnzimmer saßen und aßen, war ich einfach nur glücklich über das, was wir geschafft hatten und darüber, wie gut Gott uns auch an diesem Tag wieder versorgt hatte. Am 30.4. stand dann die Säuberung unserer alten Wohnung an. Und auch da hatten wir wieder genau die richtige Anzahl an Helfern. Am Ende des Tages waren wir alle sehr zufrieden mit unserem Erfolg. Vor der Wohnungsübergabe fuhr ich mit Elias in unsere neue Wohnung, um ihn schlafen zu legen. Kurz danach bekam ich von meiner Schwägerin und einer anderen Freundin kurz nacheinander die Nachricht, dass die Wohnungsübergabe ein Desaster gewesen sei. Unsere Vermieterin und ihr Sohn verweigerten die Annahme der Schlüssel und sprachen wohl in einem sehr herablassenden Ton mit Sebastian und unseren Helfern. Auch das noch. Auch wenn Sebastian mit unseren Helfern zusammen wirklich viel in den zwei Monaten hinbekommen hat, die Wohnung war trotzdem nur halbfertig. Türen, Heizungen und Küche fehlten noch. Meine Hoffnung, dass unser Badezimmer noch vor dem Einzug neu gefliest werden würde, zerschlug sich, sodass wir noch einen Monat mit dem Badezimmer Vorlieb nehmen mussten, das ich trotz aller Bemühungen nicht wirklich sauber bekommen hatte. Zu fest saß der Dreck. Und überall stapelten sich Kisten und Möbel und wieder Kisten. Da saßen wir nun, erschöpft von den Strapazen der letzten Monate, mit einem todkranken Kind im Bauch. Das Chaos um uns herum spiegelte das Chaos meiner Seele ziemlich gut. Und mit der sich langsam ausbreitenden Ruhe steigerte sich der Sturm in mir. Und wieder waren wir überwältigt von und handlungsunfähig durch die Größe der Aufgabe. Wo sollten wir dieses mal anfangen, um Ordnung in unsere Wohnung und in unsere Seelen zu bekommen? Eine erste deutliche Erleichterung machte sich bemerkbar, als Sebastian und Flo nach einem Monat die Küche installiert hatten. Bis dahin hatten wir uns hauptsächlich von Fast Food ernährt. Mir ging das Zeug langsam so über. Vereinzelt kamen Freunde, um mit uns unsere Möbel aufzubauen. Beim Einpacken konnten unsere Freunde gut helfen, beim Auspacken leider nicht. So wich das Chaos auch nur sehr langsam und so wirklich weg war es bis heute nicht. Kurz nach unserem Einzug bemerkte Sebastian leider, dass sein Arbeitszimmer trotz mehrmaligen Anstrichs mit Nikotinabsperrfarbe wieder nach Rauch stank. Der Maler, der die Farbe dort auftrug, besah sich das Zimmer, konnte aber leider auch nicht mehr machen. Das Zimmer riecht auch heute, zwei Jahre später, noch nach Rauch.

Mai

Nachdem der erste Schock und der Umzug überstanden war, schrieb ich meiner Hebamme, dass der Verdacht auf Anenzephalie besteht. Ich habe leider nie wieder etwas von ihr gehört – der Vertrag war ja auch noch nicht unterschrieben. Da wir jede Minute vor dem Umzug brauchten, stand der Termin zur Feindiagnostik am 2.5. an. Da wir noch keine Küche hatten, kauften wir uns Döner und fuhren in den Wald in unserer Nähe und machten ein Picknick am Bach. Die Ruhe, der Sonnenschein und der leichte Wind verströmten einen Frieden der in beißendem Kontrast zum Sturm in mir standen. Auch wenn das Ultraschallbild eindeutig war, so hegte ich doch noch eine kleine Hoffnung, dass sich in der Feindiagnostik das alles als Fehler entpuppte und unsere Tochter gesund und munter ist. Frau Rinkenberger, die untersuchende Ärztin, fasste auch genau das so zusammen. Ihre ruhige, nicht auf einen Abbruch drängende Art tat mir sehr gut, auch wenn sie das Todesurteil über unsere Tochter bestätigte. Und es gab nichts, was wir tun konnten. Mitte Mai kam mein Schwiegervater zu Besuch, um unsere Türen zu ölen, die kurz vorher angekommen waren. Einen Tag nach seiner Ankunft besuchten wir Freunde von Sebastian. Als wir ihnen von Hannas Diagnose erzählten, waren sie sehr bestürzt. Die beiden haben ebenfalls zwei Kinder, von denen eines scheinbar leicht entwicklungsverzögert ist. Nachdem sie ihr Mitleid zum Ausdruck brachten, sagte der Mann, dass das wirklich schrecklich sei, was wir da erleben, aber jeder habe sein Päckchen zu tragen. Er zum Beispiel müsse sein Leben lang damit leben, dass sein Sohn entwicklungsverzögert sei. Ich sah ihn fassungslos an und sagte dann, dass ich mir von Herzen wünschen würde, dass meine Tochter so wäre wie sein Sohn, dass aber meine Tochter tot sein wird. Ich weiß, dass diese Aussage nicht böse gemeint, sondern Ausdruck einer hilflosen Überforderung war. Sie war dennoch wie ein Faustschlag ins Gesicht.

Zusammen mit der positiven Erfahrung vor dem Umzug, wo wir unsere Helfer im Vorfeld darüber informierten, was mit unserer Tochter war, gab diese Aussage dann den weiteren Kurs an. Wir entschieden uns, unsere Gemeinde von der Kanzel aus zu informieren und in unserem Rundbrief nicht nur von der Diagnose zu berichten, sondern auch unsere Wünsche bzgl des Umgangs mit uns zu formulieren. Meine Kollegen hatten bereits kurz nach der Diagnose durch meine stellvertretende Schulleiterin von unserem Schicksal erfahren.

Zwei Wochen später, am 27.5., war ein Vertreter von Wycliff da, um zu predigen. Gemeinsam mit unserem Pastor entschieden wir uns, an dem Tag unsere Gemeinde zu informieren. Ich rang um Fassung und brachte stockend und schluchzend unser Schicksal vor. Man hätte eine Nadel fallen hören können. Die Betroffenheit stand allen ins Gesicht geschrieben. Einige hatten Tränen in den Augen. Dass die Menschen nicht unmittelbar auf uns reagieren mussten, tat beiden Seiten gut. Nach dem Gottesdienst kamen mehrere Leute auf eine wirklich hilfreiche Art auf uns zu. Die Frau eines Kollegen überreichte mir das Buch “Gehalten, wenn nichts mehr hält” von Katrin Schmidt, die acht Jahre vorher ebenfalls ihr zweites Kind, ebenfalls die erste Tochter, mit der gleichen Diagnose austrug und verlor. Sie erzählte mir auch, dass Katrin in Leopoldshöhe wohnt und sie den Kontakt herstellen könnte. Was für ein Segen das war. Kurz nach der Diagnose erfuhr ich von einer Bekannten, dass eine Verwandte von ihr damals ebenfalls ein Kind mit der Diagnose Anenzephalie hatte. Ich war so verzweifelt auf der Suche nach jemandem, der den Weg, den wir gehen wollten, bereits hinter sich hatte. Ich hatte so viele Fragen. So rief ich diese Verwandte an. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass sie das Kind ausgetragen hatte und mir meine Fragen beantworten könnte. Es hat mich bestürzt, als sie mir erzählte, dass sie ihr Kind abgetrieben hat. Als sie mir erzählte, dass ihr Pastor damals meinte, dass das ja auch eigentlich kein richtiger Mensch sei, der da in ihr heranwuchs, musste ich um Fassung ringen. Diese seelsorgerliche “Wahrheit” bestärkte mich in meinem Entschluss, unser Kind auszutragen. Nach dem Gottesdienst waren wir und der Vertreter von Wycliff bei Daniel, unserem Pastor, und seiner Familie zum Grillen eingeladen. Es war ein wirklich schöner und entspannter Nachmittag.

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